Wie Stereotypen ticken – Der Uhrenflipper
Die Akteure in der Uhrenwelt sind so vielfältig wie „im echten Leben“. Ähnlich einem urbanen Marktplatz gehen hier eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen mit diversen Rollen ihren Geschäften und Berufen nach. Im Zentrum stehen dabei die Händler, die ihre Waren anbieten. Doch kein Marktplatz kann ohne die zweite zentrale Gruppe funktionieren: die diverse Käuferschicht. Auch auf Uhrenmarktplätzen findet sich ein sehr gemischtes Kundenspektrum. Der Investmenttyp etwa versucht mit Uhren das große Geld zu machen. Der Sammler hingegen legt wenig Wert auf Geld, für ihn steht die Leidenschaft im Vordergrund. Der Statusliebhaber möchte vor allem seinem Umfeld gefallen und schmückt sich mit teuren Uhren großer Marken, während der Enthusiast vor allem auf Messen anzutreffen ist, um Gleichgesinnte zu treffen. Die fünfte Gruppe sind die Uhrenflipper. Dieser sprunghafte Typ wechselt seine Uhren wie Unterwäsche und zeichnet sich durch seinen ausgeprägten Jagdtrieb aus. In diesem Artikel stellen wir euch mit einem Augenzwinkern die eigenwillige Spezies der Flipper vor. Erkennt ihr euch wieder?
Die Psychologie des Flippers
Der Flipper: Er ist das Chamäleon der Uhrenwelt, verkörpert eine faszinierende Mischung aus neugieriger Sammelleidenschaft und unbändigem Verkaufsdrang. Jagen, kaufen, tragen, verkaufen. Flipper sind ständig auf der Jagd nach der nächsten vermeintlich perfekten Uhr. Sie tragen ihre zahlreichen Neuanschaffungen als bloße handgelenkschmeichelnde Trophäen, um sie kurze Zeit später möglichst gewinnbringend zu entsorgen. Die perfekte Traumuhr kann es für diese umtriebige Spezies wohl nie geben. Dem wahren Uhrenflipper geht es keineswegs um den simplen Besitz eines glitzernden Luxusartikels, sondern vielmehr um die spannende Reise durch den nicht enden wollenden Uhrendschungel. Der Flipper irrt durch diese undurchdringliche Wildnis hin und her, wie ein zielloser Teenager vor dem Süßigkeitenregal. Dieser unaufhörliche Kaufrausch sorgt für die Dopamin-Kicks, die seinem Leben erst einen Sinn geben. Um seine Entschlossenheit zu vertiefen, postet der Flipper massenhaft Fotos von jeder neuen Jagdtrophäe in einschlägigen Foren und sozialen Medien. Der Uhrenflipper ist ein verkannter Entertainer, der nach uhrmacherischer Anerkennung strebt. Beim Verkauf eines gerade erworbenen Zeitmessers gerät der Flipper in einen freudigen, nervösen Rausch. Wird er die Uhr verkaufen können? Wird er den richtigen Bieter finden? Ist ein Gewinn zu erzielen? Für den Flipper gilt: Bindung ist was für Weicheier, ewiger Wechsel garantiert Abwechslung. Die Suche nach der perfekten Uhr muss nie enden. So muss er sich nicht festlegen und kann immer wieder am Uhrenglücksrad drehen mehr lesen.
Die Jagd ist besser als der Fang.
Nachdem wir uns nun die recht simple, durchsichtige Psychologie des Uhrenflippers näher angeschaut haben, wenden wir uns nun der Beute des umtriebigen Uhrenliebhabers zu. Als professionelles Raubtier ist der Flipper optimal auf die Jagd im Wirrwarr des Uhrendschungels eingestellt. Während der Wolf beispielsweise mit scharfen Zähnen und Krallen ausgestattet ist, verfügt der Uhrenflipper über ein gut gefülltes Bankkonto, einen schnellen, leistungsfähigen Computer und ist besonders flink mit der Computermaus. So mancher Flipper zieht auch durch die Straßen des Großstadtdschungels, um ahnungslosen Konzessionären nachzustellen. Wie ein Krokodil oder eine Raubkatze ist der Flipper ein Lauerjäger, der geduldig auf den richtigen Moment wartet, um blitzschnell zuzuschlagen. Im Prinzip dienen alle Uhrenmarktplätze der Welt als natürliche Lebensräume für die Jagd. Es kommt nur darauf an, das beste Angebot zum bestmöglichen Preis zu finden. Ist die Beute lange genug im Visier, schlägt der Flipper gnadenlos zu und verschlingt seine Beute wie eine Viper. Nach einer kurzen Ruhe- und Verdauungsphase folgt auf eine erfolgreiche Jagd der Zyklus, den wir im ersten Absatz unter „Die Psychologie des Flippers“ beschrieben haben.
Die Beute – keine Uhr ist sicher
Die Hingabe passionierter Uhrensammler zu schönen Zeitmessern geht weit über den bloßen Besitz hinaus. Im Mittelpunkt ihres Interesses steht die Wertschätzung hoher Handwerkskunst, technischer Innovation und der Geschichte der jeweiligen Uhr. Sammler konzentrieren sich oft auf Vintage-Modelle und bestimmte Themen wie die Luftfahrt oder den maritimen Kontext. Sammler haben auch eine emotionale Verbindung zu den Schätzen, die sie sammeln, investieren viel Zeit und Mühe in Fachwissen und erweitern ihr Wissen mit Hilfe von Fachliteratur oder Fachdiskussionen in Foren und Communities. Der Uhrenflipper stellt im Wesentlichen das Gegenteil des Sammlers dar und streift seine Motive bestenfalls nur. Das Hauptanliegen des Flippers bei der Suche nach Beute ist es, den besten Preis für eine etablierte Markenuhr mit ansprechendem Design zu erzielen. Ob Fliegeruhr oder Taucheruhr, Dreizeigeruhr oder Chronograph, der Uhrenflipper beschränkt sich nicht. Um es auf den Kontext eines Raubtiers zurückzubringen: Der Flipper ist nicht auf eine bestimmte Beute spezialisiert und daher hochgradig flexibel. Uhren erfüllen für den Flipper mehrere Zwecke: die Befriedigung von Jagd- und Beutetrieb, Prestige und Anerkennung sowie den Handel mit der Aussicht auf Gewinn.
Blick in die Uhrenbox des Flippers – mehr ist mehr
So chaotisch wie in seiner Uhrenbox geht es im Kopf des Flippers zu. So wechseln sich teure Luxusuhren großer Hersteller mit Uhren bezahlbarer Microbrands ab, die das Budget nicht zu sehr sprengen. Zu Taucheruhren gesellen sich diverse Chronographen im Flieger- oder Racing-Stil und auch die eine oder andere Dresswatch hat ihren Platz im Flipper-Portfolio gefunden. Allen Uhren gemeinsam ist ein beliebtes Design und ein günstiger Anschaffungspreis. Alle 25 Uhren wurden innerhalb der letzten zwölf Monate gekauft. Neue Projekte sind bereits in Planung, also muss Platz in der Box geschaffen und die Finanzierung minutiös geplant werden. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der Flipper sich gedanklich bereits von der Hälfte seiner Uhren verabschiedet hat. Während die Fotosession für die ausgewählten Modelle gerade beginnt, formuliert er bereits die Verkaufstexte für die entsprechenden Marktplätze.
Kann der Uhrengral die Jagd beenden?
Ob eine bestimmte Uhr die Jagd für den Flipper ein für alle Mal beenden wird, lässt sich wohl mit einem klaren „Nein“ beantworten. Die Frage nach einer Gral-Uhr ist so sinnlos wie die Frage nach einer Mahlzeit, die den Hunger für immer stillt. Der Flipper ist perfekt an den Lebensstil des Uhrenjägers angepasst und hat stets Appetit auf frische Produkte. Die Tische auf dem Uhrenmarkt sind üppig gedeckt und halten unzählige verlockende Köstlichkeiten für ihn bereit. Und so wagt sich der Flipper immer wieder in das herausfordernde Dickicht des Uhrendschungels. Im Gepäck: Mut, Tatendrang und eine Leidenschaft für schöne, gewinnbringende Uhren.
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